Montag, 18. August 2014

Bergpässe und Motivationsengpässe

Wir wollten der Hitze entfliehen und haben Taifun, Wind, Nebel und einiges an Regen abbekommen. Von der Hauptinsel Honshu sind wir mit der Fähre nach Hokkaido gefahren in der Hoffnung, etwas Abkühlung und einen einmalig schönen Inselsommer zu erleben. Drei Wochen haben wir auf Hokkaido verbracht und haben einen so wechselhaften Sommer erlebt, dass wir uns fast schon in der Schweiz wähnten. Einfach ohne Dach über dem Kopf. Und das macht wohl den Unterschied. Ein Veloparadies ist Hokkaido trotzdem. Die Insel trumpft mit Nationalparks, tollen Campingmöglichkeiten und wenig befahrenen Strassen auf. Wetterfest und ein Naturfreund sollte man allerdings sein.

Anhand einiger Tagebucheinträge wollen wir Euch teilhaben lassen an unseren täglichen Freuden und Leiden:

28.07.2014
Wir kriegen locker Fahrkarten vor Ort für die Fähre von Maizuru nach Otaru - es lebe das japanische Fährensystem! ... als das Boarding beginnt sind die Velofahrer wieder die Letzten, die an Bord dürfen um 01.00 morgens!!! Nieder mit dem japanischen Fährensystem!

30.07.2014
Ausschlafen bei Eminas Backpackers - Moritz hat mit seinem Münz bereits Zmorge gepostet - I love you! 60 km bis nach Sapporo. Kasumi kocht einen Wahnsinnsspaghettiznacht für uns und wir fühlen uns so richtig zu Hause... kann Warmshowers noch besser werden?!

01.08.2014
1. Augustzopf mit selbstgemachter Hokkaidobeerengonfi. Zopf ist gelungen & wird bis zum letzten Stück verschlungen. Kasumi gibt uns 2 Gläser selbstgemachte Konfi und Zucker ihrer Familie aus Taiwan mit auf den Weg - mmmmh!

02.08.2014
Um 4 Uhr morgens wecken uns die Scheisskrähen. Oropax rein und weiterschlafen. Um 7.30 ist es im Zelt so heiss, dass ich es nicht mehr aushalte. Reni ist schon lange auf und hat bereits Zmorge gemacht. ... Vor lauter Staunen fällt ein Japaner vom E-Bike als wir ihn überholen. Nichts passiert zum Glück.

03.08.2014
Und wieder wecken uns die Krähen. Dann um 06.00 Gymnastik mit bombastischem Beat für Ü60 in unserem Park. Um 7.00 kommen Pudel, Zwergpinscher, Chihuahua und Co. in unseren Park. ... Ganze Strassenstriche sind übrigens verkackt weil die Krähen auf den Leitungen pennen. Da muss man schon fast die Regenjacke samt Kapuze montieren wenn man durchfahren will.

04.08.2014
Keine Krähen: Ausschlafen! Endresultat nach Zeltabbau: Wir vs Riesenbremsen 6:1! ... Die Abfahrt vom Pass ist superschnell: 70 km in 2h 30! Danke, liebes Gefälle - so gefällt es uns! In Kitami gabelt uns eine amerikanische Kindergärtnerin auf und wir bleiben 2 Tage bei ihr wegen Regen. Wo kommen alle diese netten Menschen her?

07.08.2014
Regen. Ausschlafen und abwarten. Packen. Wir tauchen 1 Tag zu früh bei Chiba in Shari auf. Logischerweise erwartet er uns erst 1 Tag später, lässt uns aber dennoch in seiner Scheune schlafen. Weil es morgen um 06.00 Frühstück gibt, verschwinden wir früh im Zelt.

08.08.2014
Natto, Miso und 3x Reis zum Frühstück. Wir fahren los. 2h ohne Regen, 2h mit Regen. Im Regen stellen wir das Zelt auf und wärmen uns im Onsen wieder auf. Cora & Ian plaudern mit uns bis wir ins Bett gehen (2 Australier - ebenfalls mit dem Velo unterwegs).

09.08.2014
Wir lassen unser Gepäck beim Visitor Center und fahren zu den 5 Seen. Nach einer 10-minütigen "Angstmachbärenvorlesung" klatscht und ruft es aus allen Ecken während der kurzen Wanderung, um den Bären fern zu halten. Der Bär will unsere Schoggi nicht und wir fahren hoch auf den Pass, wo wir Eier, Rüebli und Bananen essen. Tolles Gratis-Freiluft-Onsen auf der Abfahrt! Geschlechtergetrennt natürlich und viel zu heiss.

10.08.2014
Um 9.30 morgens sind wir die Letzten, die das Camping verlassen... Das Wetter wechselt. Es windet und es zieht zu. 90 km ab Rausu finden wir ein Schulgelände mit offenem WC und fliessend Wasser. Wir installieren uns und erleben die Taifunnacht unseres Lebens. Im Zelt. Es hält.

11.08.2014
Die Regenböen halten bis 09.00 an. Wir rennen nur schnell aufs WC und verkriechen uns wieder. Um 11.00 finden wir heraus, dass das Dorflädeli offen ist. Wir brunchen Chips & anderes Auffindbares. Nach 60 km sind wir total erledigt. Gegen den Taifunwind gewinnt man einfach nicht. Und 740 Höhenmeter haben sich auch noch eingeschlichen. Statt gratis zu campen nehmen wir für 15 Stutz ein simples Bungalow ohne Wind. Und Shin nimmt uns im Auto mit ins Onsen! Wir sind echte Glückspilze! Als ich aus dem Onsen komme, wird Moritz bereits gefüttert: von einem echten Hokkaider-Milchbauern. Mit Milch und Reisdreicken. Genial!

12.08.2014
Sonne! Alles in den Wind zum Trocknen! Unterwegs auf der wunderschönen Küstenstrasse heisst es "Flucht vor den Bremsen". Wir treten mächtig in die Pedalen. Und rasen an Kühen und Pferden vorbei.

13.08.2014
Als erstes fahren wir am morgen zum 7-11 weil uns das WC des Riderhouses ekelt. Wer bezieht auch seine WC-Brille mit Plüsch??? Die Strasse ab Kushiro ist miserabel. Aber wir sehen Kraniche! Das Camping in Akanko ist supervoll mit Töfflibuebe und hat ein Fussbad-Onsen (43°C!). Wir bleiben, weil wir morgen auf den Meakandake wandern wollen.

14.08.2014
Der Anfahrtsweg ist etwas zu grob für unsere Velos, was ich lauthals von Reni zu hören kriege. Der Wanderweg ist aber wunderschön. Am Aufstieg kommt uns unser Hilleberg-Nachbar entgegen. Er hat sein Mountainbike den ganzen Weg hochgeschleppt um dann im Höllenkaracho den Vulkankrater runterzudonnern. Wir sind beeindruckt! Downhillen im Nationalpark? Japan machts möglich. Wir stehen auf dem Gipfel und: IRA ist geboren (herzliche Gratulation Irene, Roli & Lana!!!).

15.08.2014
Wir finden ein Plätzli auf einer Raststätte für unser Zelt. Es ist Ferienrückreisezeit und der Verkehr war recht anstrengend. Znacht gestaltet sich wegen Mücken und anderen Insekten als eher mühsam.

16.08.2014
Wir fliegen die ersten 50 km! Vorbei an Zuckerrüben, Kartoffeln, Mais & Co. Unsere Kollegen, die Töfflibuebe sind heute gutgelaunt und überhäufen uns mit Peace-Zeichen und hochgestreckten Daumen! Auf dem Pass sind wir zackig, dank der regelmässigen Steigung von 5-6%. Streckenrekord: 134 km und 1450 Höhenmeter. In Hidaka treffen wir einen Camper mit seinem Wohnmobil. Ihm fallen fast die Augen aus dem Kopf als er uns wiedererkennt und kann es kaum fassen, dass wir mit dem Velo die gleiche Strecke zurückgelegt haben wie er mit seinem Wohnmobil. Weil das Camping voll ist, campen wir halt wieder mal im Park.

17.08.2014
Endlich finden wir ein Konbini mit Sitzgelegenheit - das schöne Wiesli verleitet uns dazu im Sonnenschein 1h zu pausieren, obwohl wir erst 30km gefahren sind! In Tomakomai schlafen wir nach 3 Wochen wieder mal in einem Hotel mit Coin Laundry & Wifi und allen Annehmlichkeiten inkl. Frühstücksbuffet.



Die Fähre bringt uns von Maizuru nach Otaru

Wir plündern den botanischen Garten in Sapporo: Ribes Sativum - mmmmh!





Wir und ein verlassener Campingplatz am Stausee


Furano und seine Blumenwiesen. Und tausend Touribusse.


Summerfestival in Asahikawa. Und wir schlafen im Park.





Baustellenabschrankungen...


... und wir haben noch Fröschli, Äffli, Rehli, Giraffen und Co. gefunden.


Sounkyo-Pass

2 Regentage in Kims Einzimmerwohnung

Kussharosee







Chiba und seine Rüebli





1x Bandwurm bitte. Seltsam apathisch diese Füchse auf Hokkaido.

Shiretokogokoseen 

Shiretokotogepass



Mount Rausu

Cora & Ian - safe travels guys!

Russland im Hingergrund! Sachalin und die Kurillen! Fernweh!!!

Taifunnacht auf dem Spielplatz

Zunächst aber noch ein feiner Znacht


















Wir finden immer einen Ort zum Frühstücken - hier vor der Coin Laundry

Kraniche!

Grosse Vögel!




Kouki - ein Individualist!


Meakandake




Natto zum Frühstück! We love it!

Nisshopass mit Ryo


Abfahrt von Hidaka