Donnerstag, 17. April 2014

Ilha Formosa

Ein Fakt voraus: Unser Veloanhänger lässt sich freihändig nicht beherrschen.

Es war wohl geistige Umnachtung, die mich vergessen liess, dass ich noch die knapp 25 kg hinter mir herziehe, und mich dazu verleitete auf der ruhigen Nebenstrasse mal eben ein bisschen freihändig fahren zu wollen. Das Positive war, dass ich die Hände schon frei hatte um den Sturz abzufangen. Und als Resultat bleiben ein paar Schürfungen, aber vor allem ein weiteres Beispiel der phänomenalen taiwanischen Freundlichkeit und Gastfreundschaft.

Nach unserer Ankunft in Taiwan haben wir uns mit westlichen Vergnügungen wie dem Besuch der Nationalgalerie für zeitgenössische Kunst und Roggenbrot mit Marmelade zum Frühstück gestärkt. Insgesamt ist Taiwan sehr weit entwickelt und in vielen Belangen westlicher als China, obwohl die chinesischen Traditionen hier besser behütet und nicht durch die Kulturrevolution zerstört wurden.

Seit fünf Tagen sind wir nun schon mit dem Velo in Taiwan unterwegs. Nachdem wir uns in Taizhong an der Westküste mit Marion getroffen haben, die uns zwei Wochen begleitet, haben wir uns entschieden zuerst den Taroko National Park, die East Coast Scenic Area und danach die kleinen Green Island und Orchid Island zu besuchen. Dummerweise liegt dazwischen der Hehuanshan, mit 3275m Taiwans höchster Strassenpass...

Dutzende aus vorbeifahrenden Autos gestreckte Daumen, "Chayo!"-Rufe und die atemberaubende Landschaft, haben uns motiviert, den Pass bei Hitze und dünner werdenden Luft zu erklimmen.

Und eben, die Gastfreundschaft: Wir wurden von Obstbauern mit Trauben beschenkt. Von anderen Velofahrern mit Äpfeln, Keksen und isotonischen Getränken. Und als ein Hotel in Puli ausgebucht war, hat uns die Rezeptionistin kurzerhand per Roller quer durch die Stadt zu einem günstigen Hotel geführt. Und nach meinem Sturz war sofort ein Anwohner mit Desinfektionslösung und Pflaster zur Stelle, eine vorbeifahrende Rollerfahrerin hat die Küstenwache organisiert, obwohl wir insistierten, dass es nur eine Schürfwunde und wirklich alles in Ordnung sei. Darauf kam ein Helfer im orangen Overall per Roller mit Blaulicht, um erste Hilfe zu leisten. Nach der Erstversorgung bestand er darauf, dass wir ihm zum Küstenwachposten folgten, wo meine Schürfungen nochmals versorgt wurden. Wir fühlen uns sehr gut aufgehoben hier, die Taiwaner sind wohl die aufmerksamsten Menschen, die es gibt. Man muss nur ein bisschen verloren in der Gegend rumstehen und schon kommt jemand, der einem den Weg nach irgendwohin erklärt, auch wenn man vielleicht gerade nur Pause gemacht hat.

Mehr Uga-Uga auf Taiwans Strassen

Ein Auto in einem Veloreiseblog?! Wir finden, dieses Exemplar hat es sich verdient.

Gruppenbild mit Isostar



Jedes Schattenplätzchen ist während der Bergfahrt begehrt


Abendstimmung

Ja ist denn schon Weihnachten?

Noch nicht ganz.


Fast oben!

Das Lächeln kehrt langsam zurück.









Heisse Quelle am Fluss. Wohlverdiente Erholung.

Ja, ich bin nicht der geborene Morgenmensch.



Tarokoschlucht






Erste Hilfe von Küstenwache mit tatkräftiger Unterstützung einer Passantin





Mittwoch, 9. April 2014

"Mir chömmed nöd drus"

Fragen an Moritz F. aus Zürich nach 4 Wochen in China.

Frage: Warum "chunnsch nöd drus"?
Antwort: Weil ich die Chinesen nicht einschätzen kann. Ihr Verhalten und Ihre Meinung über uns irritiert mich. Sind sie nun interessiert an uns oder finden sie uns Westler die hinterletzten Idioten? Ihre Reaktion ist schwer abschätzbar: einerseits haben wir wunderbare Gastfreundschaft erlebt auf der anderen Seite sind wir immer wieder auf ablehnende Reaktionen gestossen.

Frage: Was war das eigenartigste Erlebnis in China?
Antwort: Seltsam war der Brauch vom Wochenende von "Sweeping the graves". Auf dem Friedhof wurde sehr laut rumgeballert. Ohrenbetäubende Feuerwerkskörper und Familienclans die zu den Gräbern gepilgert sind. Das war sehr speziell. Unschön war insbesondere das Erlebnis, als im Dorf ein Hund  ertränkt und ausgeblutet wurde. Wahrscheinlich landete er zum Nachtessen auf dem Teller der Familie.

Frage: Dein schönstes Erlebnis in China?
Antwort: (lange Denkpause) Spontane Einladungen zum Tee waren schön und speziell. Wunderbar war die einzigartige Gastfreundschaft der Familie im Ort Luxi. Hier wurde uns jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Anstrengend soviel Aufmerksamkeit auf einmal zu bekommen, aber ein sehr eindrückliches Erlebnis.

Frage: Willst Du nochmals zurück nach China?
Antwort: Ähm... Für den Moment bin ich ziemlich froh, dass wir China hinter uns gelassen haben. Mal sehen wie wir in 1-2 Monaten darüber denken, wenn sich alles etwas gesetzt hat.

Frage: Noch ein Tipp für zukünftige China-Reisende?
Antwort: Es braucht sehr viel sensorische Toleranz. Man muss auf alles gefasst sein, was bei uns undenkbar erscheint.

Danke für das aufschlussreiche Interview Herr Fischer :-)!

Es war tatsächlich eine sagenhaft anstrengende Zeit in China. Olfaktorische Herausforderungen ersten Grades. Unser Trommelfell wurde auf einen Härtetest gestellt. Und unsere Reaktionsfähigkeit stark herausgefordert. Wir haben unglaubliche Respektlosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber Mensch, Natur und der Zukunft unseres Planeten erlebt. Konsumgeilheit bis an unvorstellbare Grenzen. Der Smog hat uns beim Velofahren die Lungen zum Brennen gebracht (das ist tatsächlich wortwörtlich gemeint) und die Abfallproblematik hat uns die Kehle zugeschnürt. So suchten wir während 40 km auf dem Land einen nicht zugemüllten Rastplatz.

Wir haben keinen einfachen Einstieg ins Erlebnis Veloferien gewählt. Aber wir sind um tausende Eindrücke reicher und dankbar für diejenigen Menschen, die uns immer im letzten Moment unserer Verzweiflung doch noch irgendwie den Weg gewiesen oder Unterschlupf gewährt haben. In bester Erinnerung bleiben viele freundliche Gesichter, die uns ermutigt haben auch noch die letzten paar Höhenmeter zu erklimmen. Nicht zu vergessen die zahllosen Tassen Grün-, Rot- und Schwarztee, die wir in bester chinesischer Gesellschaft verbracht haben und währenddessen mit Pantomime und Handzeichen kommunizierten.

Geniesst die Eindrücke unserer Reise durch China.

We love Hongkong...

in all seinen Facetten!

Jason zeigt uns den Weg aus Hongkong und isst mit uns Zmittag








Teeernte in den Bergen

Froschzucht






Unschöne Entdeckungen auf dem Land


Sweeping the graves




Goodbye China - wir fahren rüber nach Taiwan