Dienstag, 14. Oktober 2014

Bella Italia und nicht ein, nicht zwei, nicht drei, sondern 4 Wiedersehen

Roma Fiumicino, 16.9.2014, 7.00: Europa hatte uns also wieder. Nachdem wir gemütlich unsere Velos zusammen-gebaut hatten und die Taschen gepackt waren, wir den Italienischen Flughafenangestellten beim (Nicht-)arbeiten zugesehen hatten, folgte der erste Schock auf den Fuss: 8 (Acht!) Euro für zwei Halbliterflaschen Wasser und zwei Dosen Coca Cola an der Tankstelle! Wir täuschten uns also nicht, wir waren tatsächlich im alten Kontinent angekommen.

In Rom steuerten wir den Bahnhof Termini an, wo es auf der Südseite einige Hostels gibt. Unglücklicherweise waren aber alle ausgebucht und wir wurden auf die Nordseite geschickt, wo mehrere kleine Hotels zu finden sind. Also machten wir uns auf die Suche. Aber ein steter, treuer Begleiter hatte sich offenbar in Abu Dhabi wieder in unser Handgepäck geschmuggelt: Unser unfassbares Glück. Und so war der Besitzer des ersten Hotels so begeistert, als ich im Velooutfit an die Rezeption trat, dass er uns sein letztes Doppelzimmer für 50 statt 90 Euro gab; günstiger als zwei Betten im Hostel! Er beziehungsweise seine Mutter beherbergte in den 60er Jahren das gesamte italienische Olympiaradteam, ausserdem war er 1960 römischer Regionalstrassenmeister und fährt auch heute noch täglich 50 km. Ausser sonntags, da macht er 100.

Nach zwei Tagen Sightseeing in der ewigen Stadt, die wir als anstrengender empfanden als jeden Velotag, machten wir uns auf den Weg nach Norden. Es ist gar nicht so einfach, einen geeigneten Weg zwischen den 7 Hügeln Roms zu finden und so sind wir wiedermal auf einer Autoschnellstrasse gelandet. Es sollte aber das letzte Mal sein, dass uns das passierte. Wir folgten mit einigen seitlichen Abstechern während 4 Tagen der Via Cassia nach Empoli. Dass Italien hügelig ist, wussten wir, aber die vielen Höhenmeter haben uns dann doch überrascht. Sie haben jedoch auch den Vorteil, dass die Landschaften zum grossen Teil äusserst pittoresk sind. Ausserdem suchen die Autofahrer immer die nächste Autobahn und so sind viele Strassen zu unserer grossen Freude verkehrsarm.
Wir sind also um die halbe Welt geradelt nur um zu merken, dass einige der schönsten Etappen gleich vor der Haustüre auf uns gewartet haben.

In Riveggio südlich von Bologna folgte dann ein weiteres Highlight: Wir trafen Renis Eltern und Markus, die uns auf dem Weg in die Schweiz begleiten sollten. Gemeinsam radelten wir durch die Emilia-Romagna, Lombardei und das Tessin, assen fein und genossen die letzten Tage in der Fremde.

Am 29.9. überquerten wir die italienisch-schweizerische Grenze in Caviano am Lago Maggiore und es standen uns "nur" noch die Alpen im Weg. An der Grenze zur Deutschschweiz auf dem San Bernardino kam es dann zum nächsten Wiedersehen. Meine Grosseltern und mein Vater erwarteten uns mit Kuhglockengebimmel und Nufenertee auf der Passhöhe und wir verbrachten einen gemütlichen Abend auf der Ofenbank, mit feinem Essen und schönen Gesprächen in Nufenen.

Von alledem hatte Irene, Renis Schwester, keine Ahnung und so war ihr Erstaunen gross, als wir einen Tag später unangemeldet bei ihr in Cunter vorfuhren. Alle hatten dichtgehalten und sie meinte, wir wären immer noch in Abu Dhabi. Überraschung geglückt inklusive Freudentränen!

Vielen Dank unseren Familien und Freunden, die Anteil nahmen an unserem Abenteuer, für die wir diesen Blog geschrieben haben und die uns mit ihren Feedbacks immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberten und uns motivierten. Vielen Dank auch all jenen, die uns auf unserer letzten Etappe von Pfäffikon SZ nach Zürich begleitet haben und so unserer Reise das i-Tüpfelchen aufgesetzt haben.
Ausserdem möchten wir uns bei unseren Eltern und Irene bedanken, die uns tatkräftig unterstützt haben und ohne die wir jetzt auf einem Berg unbezahlter Rechnungen, Mahnungen und Betreibungen sitzen würden. Ganz los lassen einen die Pflichten zuhause nämlich auch während einem solchen Trip nicht.
Herzlichen Dank auch den vielen lieben Leuten, die wir unterwegs getroffen haben, die uns selbstlos ihr Zuhause zur Verfügung gestellt haben, die uns spontan eine reife Mango zugesteckt haben, bei denen wir unsere Wasserflaschen auffüllen durften, welche uns ihre Kultur näher brachten, uns zuwinkten und anfeuerten oder ein Lächeln schenkten.
Zu guter Letzt gebührt auch ein grosses Dankeschön den guten Seelen bei Zweiradgeber. Sie haben uns bei der Vorbereitung auf diese Reise materiell und ideell unterstützt, beim Bau der Velos geholfen und zum Abschluss sogar noch ihr Ladenlokal für unseren Willkommensapéro zur Verfügung gestellt.

Vielen Dank, ďakujem, спасибо, 謝謝, 감사합니다, ありがとう, شكرا لك, grazie und keine Bange: Dies wird bestimmt nicht unser letzter Veloreiseblog bleiben. Versprochen!



Tourist madness at Piazza Navona


Alessandro: Grossartiger Gastgeber im Hotel Sileo und stolzer Radfahrer (man beachte die Pokale im Hintergrund).






Luxusfrühstück mit Tisch und Stühlen dank der Grosszügigkeit eines Wolfsburger Ehepaars.

Frecher Tischgast




Selbst sind die Tourenfahrer: Gebrochene Speiche,

...aber dank der Gastfreundschaft Alisons und Massimos...

...können wir den Tag doch noch versöhnlich abschliessen. Mille Grazie!



Es ist ländlich hier!

Wiedersehen mit Renis Eltern und Markus

Die vierte gebrochene Speiche in 3 Tagen: Kurz waren wir versucht vom Ferraritestgelände nebenan 3 rote Flitzer zu entwenden und die Räder stehen zu lassen.

Mittagessen beim Begleitfahrzeug. Top!



Flussüberquerung in Wildwestmanier am Torrente Tidone:

Spass für...

...die ganze Familie.

Wunderschönes Oltrepò

Restaurant und...

...Camping in einem.




Gewohnheiten ändert man nicht so schnell: Camping auf einem Kinderspielplatz.


Picnic mit Blick auf die Schweiz.

Welcome back - Europa hat uns wieder.

Regelstudium


Eine Schweizer Ikone gleich hinter der Grenze.


Letztes Camping unserer Reise im Castello Mesocco.






Stolze Tante, etwas gleichgültige Nichte (Hauptsache Körperwärme).


Lana begutachtet ihr zukünftiges Zuhause: Die Anschlüsse für den Holzofen sind korrekt angebracht. Gut gemacht, Papi!





Nach 8000km darf man das auch fahren.




Auf den letzten 100 Metern hatten wir...

...noch zwei Ehrengäste dabei.




"Du?"-"Ja?"-"Isch schön gsi dä Apéro, gäll?"-"Ja, scho."-"Fahremer grad witer? D'Velos sind ja no packt."-"Am beste wärs."

Zuhause ist's doch am schönsten...