Freitag, 20. Juni 2014

こんにちは - die ersten 535 japanischen Kilometer in der Beinen

Fähre fahren ist total entspannt. Besonders als Velofahrer, weil man ganz locker sein Gefährt in die Obhut von kompetenten Seeleuten geben kann, und dann die langsame Fahrt geniesst. Es sei denn man werde schnell seekrank. Dann empfiehlt es sich Vorsorgemassnahmen zu treffen. Denn die See kann ganz schön ruppig sein. Obwohl wir kein Rückreiseticket in der Tasche haben und keine Frage des Zollbeamten beantworten können (wo schlaft ihr heute, wann reist ihr weiter, wohin reist ihr genau?), wird uns je ein Stempel mit 90 Tagen Aufenthaltsbewilligung in den Pass gestempelt. Als  Willkommensgruss bekomme ich den Kommentar: "beautiful photo" mit auf die Einreise nach Japan. Moritz wird in dieser Zeit von einem Polizisten verhört nachdem er äusserst höflich darum gebeten wird zu kooperieren...

Der Linksverkehr kann unsere Hirnhälften ganz schön fordern. Besonders wenn kein Verkehr in Sicht ist, sind wir immer wieder auf der falschen Strassenseite anzutreffen. Den Rückspiegel habe ich trotzdem noch nicht auf die andere Seite meines Lenkers montiert. Die Autofahrer in Japan sind die Rücksichtsvollsten und Nachsichtigsten, die wir bisher auf unserer Reise getroffen haben. Weil gemäss Gesetz immer der Schwächste im Recht ist, fahren wir total relaxt, wo immer wir wollen, mal auf dem Trottoir, mal auf der Strasse, und werden in Ruhe gelassen. Kein Gehupe, kein Gedrängel und immer viel Platz beim Überholmanöver. Die Taxifahrer  sind allerdings weltweit vom gleichen Schlag. Vor denen nehmen wir uns in Acht.

Ausserdem sind die Japaner so höflich, dass sie uns überall campen lassen. Unsere ausländischen Peinlichkeiten werden also toleriert und wir freuen uns über tolle und kreative Plätze. Mal campen wir hinter einem Kindergarten, mal in einem Küstenpark oder auch in zurzeit geschlossenen Campings. Am Morgen werden wir dann aber doch immer neugierig beäugt. Wir sind eben keine Frühaufsteher. Und in Japan startet man den Tag bereits morgens um 6 (oder auch früher).

Wir sind nun fast 3 Monate mit dem Velo unterwegs, haben mehr als 3200 km zurückgelegt und mehr als 29400 Höhenmeter in den Beinen. Was finden wir toll und was weniger? Ein paar unserer Insights:

Was ist der nützlichste Gegenstand beim Velofahren?

Moritz: Meine Veloschuhe
Reni: Brooks-Sattel & mein Bretzeli-Lenker und gut gepolsterte Velohosen und Velohändschli, Sonnencrème UV-Schutz 50... etc. etc.

Was hätten wir von Beginn an zu Hause lassen sollen?

Moritz: Regenhosen, Renis hundertfränkige Gesichtscrème im Glastöpfli
Reni: Moskitonetz, ärmellose T-Shirts

Auf was freust Du Dich am meisten nach einem Velotag?

Moritz: Dusche
Reni: warme Dusche, Bett bzw. Mätteli & Fettcrème fürs Füdli

Was kann dir den Tag verderben beim Velofahren?

Moritz: zu viele Ampeln, die auf rot stehen
Reni: Steigungen von mehr als 10%, zu wenig Essen, starker Regen

Was rettet Deinen Velofahrtag?

Moritz: Aussichten auf ein Panorama hinter der nächsten Kurve
Reni: tolle Aussichten, aufmunternde Worte von Moritz

Auf was bist Du besonders stolz?

Moritz: auf Renis Leistung
Reni: auf Moritz: 11 Monate nach dem schweren Unfall fährt er mir jeden Tag mit strammen Wädli davon!

Nervendster Satz Deines Velopartners?

Moritz: "es isch mega hügelig" aka Reni-Spruch
Reni: "schalt mal din Teenie-Chopf us" aka Moritz-Spruch

An was denkst Du am häufigsten beim Aufstehen?

Moritz: Schon aufstehen?
Reni: Beim wildcampen: Wo finde ich das nächste WC?

Wie lange kann man sein T-Shirt, Socken und Velohosen anziehen ohne sie zu waschen :-)?

Moritz: eigentlich unbegrenzt, wären da nicht Renis Einwände
Reni: Maximal 2 Tage - wäääh Moritz!!!

Bevor es zu intim wird, wechseln wir zur Bildergeschichte - wir hoffen, ihr geniesst sie!









Wenn wir den Platz mit Hirschen teilen: Bömbeli everywhere und Pfeifgeräusche in der Nacht


Ciao beautiful Tsushima - hello Fukuoka

Kalt und windig ist es.


So schmal wohnt man nur in Japan (1. OG Platz für 10 Frauen, 2. OG Mixed Dorm für 12 Personen)

Schon aufstehen?


Wattenmeer - äh wart... Kyushus Binnenmeer

Wenn wir zu faul sind die Treppen zu nehmen...

Nagasaki

Nach einem Tag Nagasaki-Geschichte sind wir mehr als nachdenklich

Echte Sushi-Bar - so isst man richtig Sushi - mit den Händen!

Der Biologe ist fasziniert.

So gehts auch: Travel in Retro-Style - auch Japaner bekommen Farbe beim Velofahren!

The crane 

Onsen (Thermalquellen) - unser neues Hobby bei Schlechtwetter!

Oder Gummibärchen - sauer macht lustig

Engagierter  Reisbauer - dort wird bestimmt kein Reis wachsen...

Fährenfahrt Nr. 3: wir und... 1 weiterer Gast

Man sollte schon schlank sein auf einer solchen Brücke - und sein Velo beherrschen




Keine Pinguine: Die kleinen Punkte sind Surfer.


Dienstag, 10. Juni 2014

Stadt, Land, Fluss

Seoul haben wir zwar hinter uns gelassen, aber so richtig scheint man den städtischen Raum in Korea nie zu verlassen. Die Verkehrsinfrastruktur in diesem Land ist gigantisch und lässt uns wiederholt staunen. Egal wie menschenleer das Tal ist, das wir gerade durchfahren, eine Strasse, Geleise, eine Staumauer oder sonst irgendein Infrastrukturbau findet sich hinter der nächsten Kehre bestimmt.

Nachdem wir im Sobaeksan-Nationalpark dem Wandern für einmal den Vorzug gegenüber dem Velofahren gegeben haben, haben wir uns wieder auf die Räder geschwungen und uns in Andong wiederum auf den Flussradweg begeben.
Die koreanische Landschaft ist wirklich malerisch. Der Fluss schlängelt sich durch eine grünbewaldete Hügellandschaft. Hin und wieder kommen wir an einem Dorf vorbei, aber die meiste Zeit fahren wir an Reis- und Zwiebelfeldern vorbei.
Dabei ändert sich über 600 km nicht allzu viel und morgens tritt jeweils nach ein paar Flussschlaufen gepflegte Langeweile ein. Die wenigen Sehenswürdigkeiten am Weg sind zwar tatsächlich sehenswert, aber doch etwas spärlich. Schlussendlich sind wir nicht unglücklich, als wir Busan im Südosten der Halbinsel erreichen, von wo wir morgen die Fähre auf die Insel Tsushima in Japan nehmen werden.

Fazit: Korea ist eine Reise wert, aber nach drei Wochen freuen wir uns über eine Luftveränderung.

Zur Abwechslung eine Flugzeuglandepiste als Strasse


In Korea wimmelt es vor Unesco-Weltkulturerben: Hahoe



Kochkurs: Koreanischer Reiskuchen mit Khaki...

...und Honigguetzli

Koreanische Strassenbauingenieure studieren wohl nicht an der ETH und fahren auch nicht Velo.


Ob Life in Gumi good ist? Auf jeden Fall produziert LG hier Bildschirme für die Welt und es stinkt in dieser Industriestadt gewaltig.

Lovemotel zum Zweiten

Mal eben schnell zur Entspannung Angeln gehen? Nicht in Korea, die Leistung muss schon stimmen.




Zwiebelernte

Lovemotel zum Dritten. Welches war wohl unsere Wahl?

Abendsport à la coréenne

Das Zuhause unserer Gastgeber in Busan: 25-stöckig, 40'000 Einwohner im Viertel.




Lerne: Mache nie einen Wochenendausflug zu einem beliebten Ziel in Korea,

du wirst nicht alleine sein.

Trotzdem: Vielen Dank, Familie Park, für die Gastfreundschaft.

Dies ist kein Fels in der Brandung, sondern das einzige Unterwassergrab der Welt.


Königsgräber der Silladynastie um 500 n. Chr.